Die „Living Well“-App bietet Krebspatientinnen ein digitales, mobiles Therapieprogramm zur Verbesserung der Lebensqualität und zum Umgang mit Stress, Angst und Depressionen infolge der Krebsdiagnose und während der Behandlung. Die Patientinnen erlernen mit der App positive Verhaltensmuster im Umgang mit diesen Symptomen. Das speziell auf Frauen zugeschnittene Programm basiert auf wissenschaftlichen Erkenntnissen, klinisch validierten Methoden der Psychoonkologie und dem evidenzbasierten Ansatz der kognitiven Verhaltenstherapie. Es wird ergänzt durch die Erfahrungen von Patientinnen, die in den Entwicklungsprozess eingebunden wurden.
Basis des Therapieprogramms „Living Well” sind die therapeutischen Sitzungen (Lektionen), von denen die Anwendung insgesamt 22 enthält. Sie widmen sich thematisch der Emotionsregulierung, der kognitiven Arbeit mit negativen Gedanken sowie der Planung und Verhaltensaktivierung. Die Patientinnen werden dazu ermutigt mindestens drei Sitzungen pro Woche zu absolvieren, von denen jede etwa 15-20 Minuten dauert. Die einzelnen Lektionen bauen aufeinander auf und beginnen mit der Vermittlung von Grundlagen darüber, was Stress ist, was dabei im Körper passiert, wie Stress und Emotionen zusammenhängen, welche Rolle der Atem dabei spielt und vieles mehr. Hier geht es zunächst um die Information (Psycho- Edukation) und Beratung der Patientin sowie um eine individuelle diagnostische Einordnung: Was belastet mich? Was sind meine Themen? Was sind meine Ziele? Im Anschluss an jede Lektion erhält die Patientin eine praktische Übung als Aufgabe. Durch das gesamte Programm führt und begleitet die Patientinnen ein Avatar namens Ewa.
Emotionstest und Stressthermometer ermitteln den Status der Therapie
Mindestens einmal in der Woche sollen die Patientinnen einen Emotionstest durchführen und ein Stressthermometer ausfüllen. Das hilft ihnen zum einen, ihre Fortschritte zu erkennen oder Problembereiche zu identifizieren, zum anderen ist dies eine hilfreiche Information für die Ärzt:innen oder Therapeut: innen, mit denen sie eventuell arbeiten.
Übungen, Tagebuch und Bibliothek regen zur Vertiefung an
Neben den Lektionen enthält die App zahlreiche Übungen, wie Atem-, Achtsamkeits- und Dankbarkeitsübungen, Arbeit mit der Vorstellungskraft, vitale Aktivitäten und vieles mehr. Zur weiteren Information und Beschäftigung mit den Themen und Inhalten des Therapieprogramms haben Nutzerinnen in der App zudem jederzeit Zugriff auf eine Bibliothek mit vertiefenden Artikeln, Podcasts, Patientengeschichten und Erfahrungsberichten in Form von Videos sowie eine „Fragen und Antworten“-Rubrik. Ein Tagebuch in der App verschafft der Patientin einen Überblick über ihren Fortschritt innerhalb des Programms und enthält die für die jeweilige Patientin wichtigsten Inhalte. Das Segment „Meine Zuflucht“ bietet Unterstützung, um schwierige Momente durchzustehen.
Die Anwendung von „Living Well“
Die App kann als Hilfsmittel zur Ergänzung der psychoonkologischen Behandlung oder als alleinige Maßnahme eingesetzt werden, wenn ein persönliches Therapieangebot ausbleibt. Das digitale Therapieprogramm der App hat den Vorteil, dass es der Patientin jederzeit und überall auf dem eigenen Smartphone zur Verfügung steht. Die „Living Well“-App gibt es für iOS- und Android-Systeme.
"Ein Spezifikum dieser App – auch im Vergleich zu anderen digitalen Angeboten – ist, dass sie einen fundierten therapeutischen Fokus im Bereich der mentalen Gesundheit hat. Sie basiert auf der Psychoonkologie als wissenschaftlicher Fachrichtung und dem evidenzbasierten Ansatz der kognitiven Verhaltenstherapie."
Dr. Georgia Schilling
„Living Well“ nutzt User Experience, KI und Gamedesign für die Psychotherapie
Die „Living Well“-App vereint die Expertise weltweit anerkannter Fachleute der Psychoonkologie, der User Experience und der Data Science. Die Prosoma-Expert: innen für User Experience und Gamedesign haben die App so konzipiert, dass sie interaktiv und motivierend gestaltet ist. Die einzelnen Elemente sind durch künstliche Intelligenz auf die Bedürfnisse jeder einzelnen Patientin zugeschnitten und so aufgebaut, dass sie zur kontinuierlichen Fortführung und zum Abschluss der Lektionen anregen.
Verfügbarkeit der App
Die „Living Well“-App ist seit April 2022 auf dem Markt. Ziel von Prosoma ist es, die App im zweiten Halbjahr 2022 als Digitale Gesundheitsanwendung (DiGA) anerkennen zu lassen, damit infolgedessen die Nutzungskosten von den gesetzlichen Krankenkassen erstattet werden. Aktuell bietet die Techniker Krankenkasse als erste gesetzliche Kranken versicherung in Deutschland ihren Versicherten die Nutzung der App kostenfrei an. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, die Kosten für die Nutzung der App selbst zu tragen. Parallel ist eine klinische Studie in Vorbereitung, mit deren Ergebnissen Prosoma die Zulassung als DiGA beantragen kann.
Die „Living Well“-App ist ein CE-konformes Medizinprodukt der Klasse I. Sie erfüllt alle europäischen Normen, die für eine Software als Medizinprodukt gelten, und enthält die vorgeschriebenen Datenschutz-Sicherheitsstandards.
Klinische Studie unter der Leitung von PD Dr. Georgia Schilling
Die klinische Studie wird primär die Wirkung der auf mobilen Anwendungen basierenden kognitiven Verhaltenstherapie (MA-KVT) „Living Well“ auf Angst und Depressionen bei Frauen mit Krebs untersuchen. Ihr sekundäres Ziel ist die Bewertung der Wirkung von „Living Well“ auf den Leidensdruck, die gesundheitsbezogene Lebensqualität und die Krankheitswahrnehmung bei diesen Frauen. Die Studie wird in Zusammenarbeit mit dem Asklepios Tumorzentrum Hamburg unter der wissenschaftlichen Leitung von PD Dr. Georgia Schilling, Onkologin und Chefärztin an der Asklepios Nordseeklinik Westerland, durchgeführt. Start der Studie ist im Mai. Es handelt sich dabei um eine 12-wöchige, zweiarmige, parallele, randomisierte Kontrollstudie. Zur Datenerhebung werden international anerkannte Diagnostikverfahren angewendet. Die Teilnehmerinnen sind Frauen, bei denen Krebs diagnostiziert wurde und die sich in Behandlung befinden. Die Studienergebnisse werden 2023 erwartet. Anschließend kann Prosoma damit den Antrag auf Zulassung als DiGA stellen, der vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) geprüft wird.
Wir nutzen die Möglichkeiten der Digitalisierung in der Medizin, um die Gesundheitsversorgung zu verbessern. Dafür ist die „Living Well“-App ein gutes Beispiel. Mobile Apps sind heutzutage gängige Werkzeuge und ständige Begleiter der Menschen. Das nutzt die „Living Well“-App und schafft ein niedrigschwelliges Angebot. Krebspatientinnen müssen nicht selbst aktiv werden und sich um Termine kümmern. Es werden Hürden abgebaut und zugleich die Versorgungslandschaft erweitert. Denn mit einer App kann vielen Menschen ein Zugang zu einem Therapieprogramm ermöglicht werden.
Dr. Georgia Schilling